Petra Hülsmann – Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen

„Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen“ von Petra Hülsmann ist 2018 bei Bastei Lübbe erschienen.

Klappentext

Damit hatte die beliebte Musiklehrerin Annika nicht gerechnet: Aus heiterem Himmel wird sie von ihrer Traumschule im Hamburger Elbvorort an eine Albtraumschule im absoluten Problembezirk versetzt. Nicht nur, dass die Schüler dort mehr an YouTube als an Hausaufgaben interessiert sind – die Musical-AG, die Annika gründet, stellt sich auch noch als völlig talentfrei heraus. Aber wenn’s einfach wär, würd’s schließlich jeder machen. Annika gibt nicht auf und wendet sich hilfesuchend an Tristan, ihre erste große Liebe und inzwischen Regisseur. Von nun an spielt sich das Theater jedoch mehr vor als auf der Bühne ab, und das Chaos geht erst richtig los.

Einstieg ins Buch

„Hi, Frau Paulsen!“ Erschrocken fuhr ich zusammen. …

Meine Meinung

Annika liebt ihren Job als Lehrerin am Werther-Gymnasium. Sie macht es sich leicht und halst sich nie mehr Arbeit auf als nötig. Das ist auch der Grund, warum sie plötzlich ersetzbar ist. Sie wird wegen Lehrermangels an die Problemschule ALS in Hamburg versetzt und schon gerät ihr Leben völlig aus den Fugen. Annika sieht sich mit Kindern konfrontiert, die keine Perspektive im Leben haben. Im Gegenteil: Die meisten Kinder dort glauben nicht mal daran, dass aus ihnen jemals etwas anderes als ein Sozialfall werden kann. Hier kümmern sich Eltern zum größten Teil nicht um ihre Kinder (entweder weil sie nicht können oder weil sie nicht wollen). Viele von ihnen leben selbst am Existenzminimum.

Annika wird mit Perspektivlosigkeit, Vernachlässigung, Misshandlungen und einer Menge Wut konfrontiert und die ganze Situation droht ihr über den Kopf zu wachsen. Sie gründet eine Musical-AG. Zuerst verfolgt sie dabei ganz eigennützige Ziele, doch schon bald schliesst sie die Kinder nach und nach ins Herz und identifiziert sich mit ihren Schicksalen. Spätestens da wird ihr klar, dass es im Leben nicht immer nur um sich selbst geht – aber auch, dass man alleine die Welt nicht retten kann.

Dieser Roman von Petra Hülsmann befasst sich mit pikanten und aktuellen Themen wie Mobbing und Diskriminierung. Mit der Protagonistin Annika hat sie einen herzlichen Charakter entworfen, dem sie Dank einer geschickt ausgewählten Vergangenheit von Anfang an eine tolle Authentizität verleiht. Im Verlauf der Geschichte bekommt Annika die Möglichkeit sich selbst weiter zu entwickeln und ihren Horizont zu erweitern, so dass sie am Ende als eine völlig andere Person dasteht. Das hat mir wirklich gut gefallen. Generell hat die Autorin sich viel Zeit genommen um alle Figuren echt und menschlich aufzubauen: die unsichere Annika, der Sunnyboy Sebastian, der berühmte und unerreichbare Tristan, aber auch die einzelnen Kinder sind toll dargestellt.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen, allerdings bekommt der Leser es hier öfter mit einer modernen Jugendsprache zu tun. Das ist sicherlich nicht für jeden etwas, für mich hat es den Plot jedoch nur realistischer erscheinen lassen. Ich kann mir gut vorstellen, das auch Jugendliche das Buch lesenswert finden.

Alles in allem finde ich das Buch sehr unterhaltsam, auch wenn es mich nicht überrascht hat. Ich bekam Stoff zum Nachdenken, ein bisschen was zum Lachen und etwas Romantik, ohne dabei kitschig zu werden. Also alles, was ich mir von einem leichten Sommerroman wünsche. Leider fehlten mir an der ein oder anderen Stelle ein paar Überraschungen, Vieles war hervorsehbar.

Vielen Dank liebes Team von Bastei Lübbe und an das Team der Lesejury für dieses tolle Rezensionsexemplar!

Zitat

 „Ich fände es schön, wenn wir uns darauf einigen könnten, Ellerbrook nicht als Ghetto zu bezeichnen“, mischte ich mich ein und fühlte mich verpflichtet hinzuzufügen: „Außerdem liegt es an euch, was ihr aus euch macht, nicht an dem Stadtteil, aus dem ihr kommt.“ (Seite 52)

Fazit

Der Roman befasst sich mit Themen wie Mobbing und kulturellen Unterschieden, die in einer witzigen und charmanten Geschichte untergebracht sind. Für mich sind das Themen, über die nie genug nachgedacht werden kann und jedes Buch, dass wie dieses zum Nachdenken anregt, bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung

4/5

Der Autor

Petra Hülsmann, Jahrgang 1976, wuchs in einer niedersächsischen Kleinstadt auf. Nach einem erfolgreich abgebrochenen Studium der Germanistik und Kulturwissenschaft arbeitete sie in Anwaltskanzleien und reiste sechs Monate mit dem Rucksack durch Südostasien, bevor sie mit ihren Romanen die Beststellerliste eroberte. Petra Hülsmann lebt mit ihrem Mann in Hamburg.
(Quelle: Bastei Lübbe)

Titel der Originalausgabe: Wenn´s einfach wär, würd´s jeder machen (2018)

Seitenanzahl: 575
ISBN: 978-3-404-17690-8
Verlag: Bastei Lübbe

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