David Ellies – In Gottes Namen

„In Gottes Namen“ von David Ellies ist 2008 im Heyne Verlag erschienen.

Klappentext
1989: Im Auditorium einer Universität werden sechs verstümmelte Frauenleichen aufgefunden. Paul Riley, ein junger ehrgeiziger Staatsanwalt, kommt dem Täter schon bald auf die Spur. Es ist terry Burgos, ein psychisch kranker Hausmeister. Anscheinend tötet er die Opfer nach den Strophen eines Songtextes, der auf Bibelstellen basiert. Riley fordert vor Gericht die Todesstrafe für den geständigen Burgos, der schließlich hingerichtet wird. Fast fünfzehn Jahre später wird die Öffentlichkeit von einer neuen Mordserie erschüttert. Paul Riley, inzwischen erfolgreicher, selbstständiger Anwalt, ist der Erste, der erkennt, dass die Morde zur zweiten Strophe des Songs passen. Gibt es einen Copycat-Killer, oder hat er seinerzeit den falschen Mann in die Todeszelle gebracht? Als Riley auch noch kryptische Nachrichten erhält, macht er sich auf die Suche nach der Wahrheit und gerät unversehens in eine Welt der Lügen und finsteren Geheimnisse.

Einstieg ins Buch
Paul Riley folgte der motorisierten Polizeieskorte, manövrierte seinen Wagen durch die Absperrung und bremste neben einem Polizei-Jeep. …

Meine Meinung
Im Jahr 1989 gab es im Mansbury College einen grausigen Vorfall. Im Keller des Gebäudes werden sechs schlimm zugerichtete Leichen gefunden, allesamt Frauen. Zwei davon sind Studentinnen am College gewesen, die vier anderen Leichen stellen sich als Prostituierte heraus. Eine der jetzt toten Studentinnen hatte den Hausmeister Terry Burgos beschuldigt ihr nachzustellen und hatte vor einiger Zeit eine Unterlassungsklage gegen ihn erwirkt. Jetzt liegt sie tot im Keller von Burgos‘ Arbeitgeber. Der Polizei ist schnell klar, wer hier der Mörder ist. Als Burgos festgenommen wird, leugnet er die Tat nicht und für den jungen Staatsanwalt Paul Riley scheint es ein glasklarer Fall zu sein. Die Verhandlungen ziehen sich hin doch letztendlich wird Terry Burgos für schuldig und zurechnungsfähig erklärt. Er erhält die Todesstrafe, doch kurz vor der Hinrichtung sagt er noch fünf Wörter: „Ich bin nicht der Einzige.“

Ein paar Jahre vergehen und der Staatsanwalt Paul Riley ist mittlerweile Rechtsanwalt. Im Jahre 2005 finden erneut zwei schlimme Morde statt. Zufälligerweise an einem Sicherheitsbeamten, der damals 1989 in den Fall verwickelt gewesen war und an einer jungen Reporterin, die sich die Geschichte von damals noch mal genauer anschauen wollte. Die Verbindungen zum Jahre 1989 werden schnell gefunden. Hatte Terry Burgos recht? Gab es noch einen zweiten Mörder?

Am Anfang schmeißt „In Gottes Namen“ mit sehr vielen Namen um sich und ich wurde von der Flut der Informationen fast ein bisschen erschlagen. Doch nachdem ich mich ein paar Seiten eingelesen hatte, war der holprige Start auch schnell vergessen. Der Protagonist Paul Riley ist ein sehr sympathischer Charakter und David Ellies nimmt sich viel Zeit ihn aufzubauen. Paul Riley ist Anwalt, allerdings mit einem Gewissen und der Fähigkeit, eigene Fehler einzugestehen. Er ist ein Charakter, der sich selbst kritisch hinterfragt und so kam ich während des ganzen Buches in den Genuss seine Entwicklung mitzuerleben. Da David Ellies selbst Anwalt ist, wird Riley sehr authentisch dargestellt. Die anderen Charaktere dagegen werden recht oberflächlich behandelt.

Der Mittelteil des Thrillers plätscherte dann so vor sich hin, aber dank den vielen Wechseln von einem Schauplatz zum nächsten, hatte das Buch trotzdem einen guten Unterhaltungswert. Allerdings entwickelt David Ellies so viele Handlungsstränge, dass ich manchmal das Gefühl hatte, den Hauptstrang aus den Augen zu verlieren. Und sehr ermüdend war es tatsächlich, dass es Dinge gab, die sehr oft und immer wieder erklärt wurden. Fast so, als müsste David Ellies noch ein paar Seiten füllen. Da hätte sich der Autor ruhig ein paar Zeilen einsparen können.

Insgesamt gab es in diesem Thriller Einiges, was mich nachdenklich gemacht hat. Familien, die denken, dass sie durch ihren Reichtum ihre eigene Regeln aufstellen können und alles tun und lassen können was sie wollen haben mich gedanklich genauso beschäftigt wie der Aspekt, dass es für manche Menschen einfach keine Grenzen gibt.

Besonders gut fand ich die sehr detaillierten Beschreibungen bei den Morden. Es war fast so, als wäre ich hautnah dabei. Das hat mir manchmal einen ganz schönen Schauer über den Rücken gejagt. Auch die Auflösung und das Finale war für mich plausibel. Nicht überraschend, aber nachvollziehbar.

Zitat
Leo probiert einen anderen Schlüssel, weil der erste nicht ins Schloss passt, beim zweiten klappt es, und er schlüpft mit seiner Tasche hinein. Gut. Sehr gut. (Seite 153)

Fazit
„In Gottes Namen“ ist ein Thriller, der eher durchschnittlich ist, aber für gute Unterhaltung sorgt. Für alle, die gerne mal einen Thriller lesen möchten, in dem die polizeilichen Ermittlungen nicht unbedingt im Vordergrund stehen. Von mir eine gute Leseempfehlung.

Bewertung
3/5

Der Autor
David Ellis machte 1993 an der Northwestern Law School seinen Abschluss und arbeitet heute in Chicago als Anwalt mit Schwerpunkt Verfassungsrecht. Für seinen Debütroman Line of Vision erhielt er 2002 den Edgar-Allen-Poe-Award. David Ellis lebt mit seiner Frau, einer Tochter und zwei Hunden in Springfield, Illinois.

Titel der Originalausgabe: Eye Of The Beholder (2007)

Seitenanzahl: 543
ISBN: 978-3-453-40555-4
Verlag: Heyne

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.