Clara Weiss – Ich will brav sein

„Ich will brav sein“ von Clara Weiss ist 2017 im Goldmann Verlag erschienen.

Klappentext

Der Sommer steht vor der Tür, als Juli das kleine Dachzimmer in dem charmanten Müncher Mietshaus bezieht. Die Studentin teilt die Wohnung mit der jungen Schauspielerin Greta, die ihr auf Anhieb sympathisch ist. Doch dann mehren sich die Hinweise, dass Greta ein ebenso undurchsichtiges wie grausames Spiel mit ihr treibt – und während eine mörderische Hitzewelle die Stadt wie eine Glocke umschließt, wird Julis Leben immer mehr zur Hölle: Sie entdeckt eine Leiche auf dem Dachboden, ihre beste Freundin verschwindet, ein stummes Mädchen im Treppenhaus versetzt sie in Angst und Schrecken. Und als Juli zu ahnen beginnt, dass sie selbst in höchster Gefahr ist, ist es fast schon zu spät …

Einstieg ins Buch

Der Geruch von altem Holz und dickem Staub, der die Treppe herabschlich, schnürte ihr die Kehle zu. …

Meine Meinung

Julietta – genannt Juli – ist ganz allein nach München gegangen um zu studieren. Ohne ihren Freund, den sie schmerzlich vermisst und ohne ihre Mutter, die zu Hause in einem Pflegeheim sitzt und von der wirklichen Welt nicht viel mitkriegt. Zum Glück findet sie schnell ein Zimmer bei der sympathischen Schauspielerin Greta, in dem sie wohnen kann. Auch einen kleinen Job im Obstladen um die Ecke bekommt sie schnell, um ihr Budget etwas aufzubessern. Wenn Juli nicht gerade in der Uni oder in ihrem viel zu heißen Zimmer sitzt, dann ist sie auf der Suche nach ihren Familiengeheimnissen. Vor Jahrzehnten soll ihre Mutter hier in München gelebt haben, in einem Haus mit einem wunderschönen Garten. Juli setzt alles daran dieses Stückchen Paradies wiederzufinden, um ihre Mutter noch einmal das Gefühl von Früher erleben lassen zu können und sie vielleicht kurz in die Realität zurückholen zu können. Währenddessen geschehen in ihrem Wohnhaus seltsame Dinge: Eine Nachbarin wird tot auf dem Dachboden gefunden und ihre beste Freundin Ellie und Julis Freund Johannes verschwinden nacheinander spurlos. Ein zweiter Mord geschieht und Julis Welt beginnt nach und nach zu zerbrechen. Ist sie hier noch sicher?

Der Beginn des Buches ist recht gemütlich und erst nach und nach nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Jedoch wird sie immer verwirrender und schon bald weiß der Leser nicht mehr, was passiert wirklich und was entspringt der Fantasie der Figuren. Viele parallele Fäden werden hier gespannt und verdächtige Hinweise auf den Mörder gibt es ausreichend. Doch ganz sicher war ich mir nie, wer der Mörder ist. Bis auf die verwirrenden Aktionen ließ sich das Buch dennoch recht gut und zügig lesen. Der Satzbau, sowie der Ausdruck waren leicht und flüssig.

Die Charaktere sind von Clara Weiss gut aufgebaut worden. Die exzentrische Schauspielerin Greta, die mit ihrem Ordnungswahn alle ein bisschen verrückt macht, genauso wie fast schon schüchtern wirkende Juli, die einfach nirgends anecken möchte. Auch Gretas Freund Gregor und der Obsthändler Theodor sind auf ihre Art und Weise sehr authentisch gelungen. Das hat mir gut gefallen, genauso wie die Grundidee des Buches. Eine gestörte Persönlichkeit, die auf Grund eines Traumas schreckliche Dinge tut. Es wird gleich am Anfang des Buches klar, dass die Geschehnisse aus der Kindheit ausschlaggebend für die Taten von heute sind. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Rückblenden zu einem Mädchen, dass von ihrer Mutter zur Strafe auf dem Dachboden gesperrt wird. Manchmal für Tage, ohne Wasser, ohne frische Luft und ohne etwas zu Essen.

Das Ende des Buches hat mich leider nicht zufrieden gestellt, da abschließend nicht alle offenen Fragen für mich beantwortet wurden. Ich kann mir einige Dinge nur erklären, wenn ich mir klar mache, dass diese Ereignisse wohl niemals stattgefunden haben, sondern eher der Fantasie der Figur entsprungen sind. Trotzdem hätte ich gerne etwas Eindeutiges gehabt.

Das Cover des Buches ist sehr passend gewählt und hat mich auf jeden Fall angesprochen. Auch der Titel passt wie die Faust aufs Auge, denn der Satz „Ich will brav sein“ taucht im Buch immer wieder auf.

Vielen Dank liebes Team von blanvalet und an das bloggerportal für dieses tolle Rezensionsexemplar!

 Zitat

Wer um alles in der Welt war dann die Frau gewesen, die letzten Montag mit den Gardinen auf den Dachboden gekommen war? (Seite 104)

Fazit

Der Psychothriller „Ich will brav sein“ ist ein unterhaltsamer Thriller, der ein bisschen Mitdenken erfordert um nicht den Faden zu verlieren. Eine Gänsehaut hat er mir nicht beschert, aber Leser, die sich gern mit der menschlichen Psyche auseinandersetzen werden hier etwas zum Grübeln haben. Von mir eine gute Leseempfehlung.

Bewertung

3/5

Der Autor

Clara Weiss, geboren 1976 in Thüringen, hat Literaturwissenschaften in Berlin und Bologna studiert. Sie ist im Verlagswesen tätig und lebt mit ihrer Familie in München. Für ihren ersten Roman „Milchsblut“, ebenfalls bei Goldmann erschienen, wurde sie nominiert für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis in der Sparte „Debüt“.
(Quelle: Goldmann Verlag)

Titel der Originalausgabe: Ich will brav sein (2017)

Seitenanzahl: 411
ISBN: 978-3-442-48604-5
Verlag: Goldmann

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