„Totenweg“ (bezahlter Link) von Romy Fölck ist 2018 im Verlag von Bastei Lübbe erschienen.
Klappentext
Sie kennt den Mörder und schweigt. Bis die Vergangenheit sie einholt …
Dicke Nebelschwaden hingen am Morgen über der Marsch. Sie bedeckten den Totenweg wie ein wallendes Leichentuch. Frida sprang über gefrorene Pfützen und geborstene Äste. Raureif knirschte unter ihren Schuhen. Eine Formation Wildgänse flog schnatternd über ihr. Frida sah hinauf und wünschte sich, mit ihnen wegfliegen zu können. Weit weg von Deichgraben, an einen Ort, wo man sie nicht kannte. Sie näherte sich dem alten Viehstall. Schon von Weitem spürte sie seine Präsenz, merkte, wie die Schuldgefühle unter ihre Haut krochen. Hatte sie unbewusst diesen Weg für ihren morgendlichen Lauf gewählt, um sich daran zu erinnern, dass sie die Wahrheit nie ausgesprochen hatte?
Einstieg ins Buch
Er blickte auf das Nokia, das in seiner Hand vibrierte, steckte es ein, zog es wieder heraus und nahm den Anruf an. …
Meine Meinung
Frida hatte eine schwere Kindheit. Ihre beste Freundin fiel einem Mord zum Opfer und zerstörte damit alles, was Frida kannte: Geborgenheit, Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Familie. Nach einer harten Zeit im Internat geht Frida zur Polizei um Ermittlerin zu werden. Durch ihren Ehrgeiz hat sie es schon weit gebracht. Sie zögert nicht, als ihr Vater fast totgeschlagen und halb ertrunken aufgefunden wird. Frida übernimmt kurzerhand den Hof ihres Vaters und kümmert sich um die Ernte und um alles, was sonst noch so anfällt. Nach und nach wird ihr klar, das es hier um mehr geht, als nur den Hof über Wasser zu halten. Ein zugezogener Landwirt mit viel Geld versucht Stück für Stück das ganze wertvolle Land in der Marsch aufzukaufen. Und er macht offensichtlich vor nichts halt. Wird Frida es schaffen ihn aufzuhalten und den Hof ihres Vaters zu retten?
„Totenweg“ hat mich gleich in seinen Bann gezogen. Die düstere Stimmung wird von Romy Fölck gekonnt in Szene gesetzt und vermittelt dem Leser die ungemütliche und kühle Stimmung, die mittlerweile in der Marsch eingezogen ist. Vor allem aber symbolisiert das Wetter die Beziehung von Frida zu ihrem Elternhaus, die nach dem Mord an ihrer Freundin deutlich abgekühlt ist. Verregnet, düster und ohne Hoffnung. Frida muss nach der Rückkehr auf den Hof ihrer Eltern nicht nur mit deren Existenz, sondern auch mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. Hier vor Ort wird sie wieder mit allem konfrontiert, was sie damals scheinbar hinter sich gelassen hat. Frida ist eine Kämpfernatur, die sich nichts gefallen lässt. Ich konnte mich gut mit ihre identifizieren und war schnell auf ihrer Seite um jeden ihrer Schritte mitzuerleben.
Die übrigen Figuren hat die Autorin ebenfalls gekonnt aufgebaut. So zum Beispiel den Kommissar Haverkorn, der anfänglich etwas unterkühlt und streng wirkt, doch nach und nach immer menschlicher wird. Ein Blick hinter die Fassade kann manchmal Wunder bewirken.
Der Plot ist durchgängig unterhaltsam und auch zum Ende hin plausibel geklärt. Es bleiben keine Fragen offen. Romy Fölck hat es sehr geschickt verstanden falsche Fährten zu legen, sodass ich erst kurz vor Ende gemerkt habe, wer wirklich für alle verantwortlich ist. Verantwortlich für den Tod mehrerer Menschen und den Brand, der mehr aufdeckt, als er vertuschen sollte. Das hat mir wirklich gut gefallen und bis zum Schluss hatte ich einen ganz anderen Charakter in Verdacht. Leider wurde die Spannung nicht durchweg hochgehalten, doch das gab den Raum, um Charaktere wie Haverkorn aufzubauen, sodass man sein Verhalten besser verstehen konnte.
Das Cover ist passend gewählt und auch der Titel macht unbedingt Sinn, denn der Totenweg ist nicht nur der Weg, der zum Fundort einer Leiche führte, es ist auch der Weg, den Frida bezwingen muss um wieder leben zu können.
Vielen Dank an Bastei Lübbe und lesejury.de für dieses tolle Rezensionsexemplar!
Zitat
Frida blickte selbstbewusst in die Runde, obwohl sie innerlich vor Anspannung zitterte. Wenn die Männer sie im Stich ließen, war es vorbei. (Seite 61)
Fazit
„Totenweg“ überzeugt auf ganzer Linie. Das Buch ist unterhaltsam bis zum Schluss und ein lesenswerter Krimi, der zur Abwechslung mal in Deutschland spielt. Noch nie habe ich einen so guten Krimi von einem deutschen Autor gelesen. Von mir eine klare Leseempfehlung!
Bewertung
4/5
Der Autor
Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren. Sie studierte Jura, ging in die Wirtschaft und arbeitete zehn Jahre für ein großes Unternehmen in Leipzig. Mit Mitte dreißig entscheid sie ihren großen Traum vom Schreiben zu leben. Sie kündigte ihren Job und Wohnung und zog in den Norden. Mit ihrem Mann lebt sie heute in einem Haus in der Elbmarsch bei Hamburg, wo ihre Romane entstehen. Ihre Affinität zum Norden kommt nicht von ungefähr, verbrachte doch ihr Vater seine ersten Lebensjahre in Ostfriesland. Totenweg ist der erste Band ihrer Krimiserie um die beiden Ermittler Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn.
(Quelle: Bastei Lübbe)
Titel der Originalausgabe: Totenweg (2018)
Seitenanzahl: 380
ISBN: 978-3-7857-2622-8
Verlag: Bastei Lübbe
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